Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
22.03.2024 | 08:10 | Waldumbau 

Resistenz statt Produktivität - Klimawandel erfordert Waldumbau

Schwerin/Gülzow - Die Grünen in Mecklenburg-Vorpommern fordern drastische Veränderungen in der Waldbewirtschaftung, um den Auswirkungen des Klimawandels zu begegnen und auch den Wasserhaushalt wieder ins Lot zu bringen.

Waldwissenschaften
Bild vergrößern
Mitte März wird alljährlich der Tag des Waldes begangen. Dann richtet sich der Blick besonders auf den Zustand des Waldes, der bereits deutliche Spuren des Klimawandels trägt. (c) proplanta
Von den rund 80.000 Hektar Wald auf Moorböden würden 70 Prozent durch lange Grabensysteme entwässert. Gleichzeitig litten immer mehr Bäume in angrenzenden Gebieten unter Trockenstress aufgrund langanhaltender niederschlagsarmer Perioden. «Es ist deshalb dringend erforderlich, das Wasser in der Fläche zu halten», mahnte der Fraktionschef der Grünen im Landtag, Harald Terpe, am Donnerstag in Schwerin.

Gesunde Wälder seien eine unschätzbare Quelle für ein ausgewogenes Klima, sauberes Trinkwasser, Artenvielfalt und frische Luft. Zudem seien sie beliebter Erholungsraum für Menschen. Diese Gebiete gelte es wirksam zu schützen. Terpe forderte deshalb verbesserte gesetzliche Rahmenbedingungen und mahnte die Landesregierung, ihrer Verantwortung nachzukommen. Die mehrfach angekündigte Wasserstrategie und auch das Moorschutzkonzept lägen noch immer nicht vor, «ganz zu schweigen vom Klimaschutzgesetz». Zudem verlangte Terpe klare bundesweite Regelungen mit dem Ziel, naturnahe, klimaresiliente Wälder zu schaffen und den Wald zu mehren.

Als Reaktion auf den Klimawandel ändern sich nach Angaben der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe in Gülzow (Landkreis Rostock) auch die Zielstellungen in der Forstpflanzenzüchtung. Statt Produktivität, Verarbeitbarkeit und Holzqualität träten Hitzetoleranz und Schädlingsresistenz zunehmend in den Vordergrund. «Die Frage nach dem Wie-weiter lässt sich nur mit intensiver Forschungsarbeit zum klimaangepassten Umbau und zur zukunftstauglichen Bewirtschaftung der Waldbestände beantworten», erklärte Agentur-Geschäftsführer Andreas Schütte anlässlich des Tages des Waldes, der traditionell am 21. März begangen wird.

Kritisch äußerte er sich zur Entwicklung in der Forschungsförderung. «Mit dem Auslaufen des Waldklimafonds geht den Forschungseinrichtungen ein wichtiges finanzielles Standbein verloren. Waldforschung bleibt angesichts der Klimaentwicklung jedoch unerlässlich», mahnte Schütte. Die Bundesministerien für Landwirtschaft und für Umwelt förderten derzeit über die Fachagentur als Projektträger aus dem Fonds 178 Forschungsvorhaben mit einer Gesamtsumme von 83 Millionen Euro. Etwa 12 Millionen davon stünden für 23 Projekte der Forstpflanzenzüchtung zur Verfügung. Weitere 42 Millionen Euro umfasse das Förderprogramm «Nachwachsende erneuerbare Ressourcen».

Bei einer Online-Veranstaltung am 11. April informiere die Agentur Waldbesitzende, Praktiker der Forstbranche und Naturschützer über die aktuellen Bestrebungen, die Wälder fit zu machen für den Klimawandel. Dem Mitte Januar von Agrar- und Forstminister Till Backhaus (SPD) vorgelegten Waldzustandsbericht zufolge erholt sich der Wald in Mecklenburg-Vorpommern nur langsam von den Folgen der Trockenheit der vergangenen Jahre. Bei den Kontrollen im Jahr 2023 habe noch immer fast jeder vierte Baum deutliche Schäden aufgewiesen. Der Anteil der Bäume ohne Schäden verringerte sich auf 17 Prozent. «Die Erhebung ergab, dass der Gesundheitszustand unserer Wälder weiterhin besorgniserregend ist», konstatierte Backhaus. Nadelbäume litten dabei meist mehr unter dem Wassermangel als Laubbäume.

In Mecklenburg-Vorpommern wächst auf etwa 558.000 Hektar Wald. Mit einem Flächenanteil von 21,3 Prozent gehört das Bundesland zu den waldärmeren Regionen in Deutschland. In Rheinland-Pfalz und in Hessen sind es jeweils etwa 40 Prozent. Nach den Worten von Backhaus hat Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2020 aber die bundesweit größte Aufforstungsinitiative gestartet. Bis 2030 sollen rund 8.600 Hektar und damit zehn Prozent der landeseigenen Flächen aufgeforstet und für andere Klima- und Naturschutzprojekte wie etwa die Moorrenaturierung eingesetzt werden. Bislang seien auf etwa 800 Hektar rund 3,5 Millionen standortgerechte und klimaresiliente Bäume und Sträucher gepflanzt worden.
dpa/mv
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Extremwetter machen Küstenüberwachung künftig wichtiger

 Kaltes Wetter schadet Stechmücken nicht

 Auf einem Viertel der Fläche von NRW wächst Wald

 Abgeordneter ruft Verfassungsgericht wegen Klimaschutz-Reform an

 24 Millionen Menschen von Dürre im Süden Afrikas betroffen

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken